Junge Menschen wurden im Jahr 2021 weniger häufig straffällig

Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen stellt Jahresbericht 2021 „Junge Menschen -Delinquenz, Gefährdung, Prävention“ vor


Die Bilanz des Jahresberichts 2021 „Junge Menschen - Delinquenz, Gefährdung, Prävention“ fällt positiv aus.

Im vergangenen Jahr sank zum zweiten Mal in Folge die Anzahl von Straftaten, zu denen junge Tatverdächtige im Alter von unter 21 Jahren ermittelt wurden (-9,16 Prozent, Vorjahr -8,29 Prozent). Zu 55.643 von insgesamt 302.451 aufgeklärten Fällen wurden junge Tatverdächtige im Alter von unter 21 Jahren ermittelt.

Zur Einordnung: Insgesamt gab es landesweit 472.096 Straftaten (-5,04 Prozent).

Nicht nur die Zahl der Straftaten, auch die Zahl junger Tatverdächtiger ging 2021 in Niedersachsen zurück. Sie sank um -6,30 Prozent auf 39.980 junge Tatverdächtige. Damit machten im Jahr 2021 junge Menschen 20,14 Prozent aller Tatverdächtigen in Niedersachsen aus.

Ein besonders starker Rückgang war 2021 in Niedersachsen mit -9,19 Prozent bei der Zahl junger Tatverdächtiger zu Diebstahlsdelikten zu verzeichnen.

Ebenfalls deutlich ging im vergangenen Jahr die Zahl junger Tatverdächtiger zu Rohheitsdelikten zurück. Insgesamt sank hier die Anzahl der ermittelten jungen Tatverdächtigen landesweit um -6,40 Prozent. Insbesondere im Bereich der Raubdelikte sank die Zahl der Tatverdächtigen sogar um -12,61 Prozent und bei Körperverletzungsdelikten um -10,82 Prozent.

Diese deutlichen Rückgänge lassen sich auf Maßnahmen der Kontaktreduzierung, Absage von Festivitäten, Sportveranstaltungen und Konzerten und die Reglementierung von Einzelhandel, Gastronomie und Diskotheken zurückführen. Es fehlten damit klassische Tatgelegenheiten für jugendtypische Deliktsformen.

Entgegen diesem positiven Gesamttrend ist die Zahl der Fälle zu denen junge Tatverdächtige ermittelt wurden unter anderem bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (+25,65 Prozent), bei Bedrohung (+25,33 Prozent) und Widerstand gegen die Staatsgewalt (+18,94 Prozent) angestiegen.

Auffällig ist, dass junge Tatverdächtige häufig nicht allein handelten. Dies gilt insbesondere bei Raubdelikten. 74,75 Prozent dieser Taten wurden aus einer Gruppe heraus begangen. Im Vergleich: Bei Erwachsenen handelten nur 48,75 Prozent der wegen Raubes tatverdächtigen Personen aus einer Gruppe heraus.

Die Daten der niedersächsischen PKS belegen die kriminologische Erkenntnis, dass Jugenddeliquenz vor allem ein Alltagsphänomen und überwiegend von geringer Schwere ist sowie oft gruppendynamischen Prozessen unterliegt. Beispielsweise wurde die Mehrheit der jungen Tatverdächtigen (68,80 Prozent) wegen einfach gelagerter Delikte registriert.

Die Zahl der bekannt gewordenen Rauschgiftdelikte und auch die Zahl der dazu ermittelten Tatverdächtigen blieb im Berichtsjahr 2021 nahezu unverändert. Die Zahl junger Tatverdächtiger sank jedoch um -14,88 Prozent. Am häufigsten verstoßen junge Tatverdächtige durch den Besitz von Cannabis gegen das Betäubungsmittelgesetz, (mit deutlichem Abstand) gefolgt vom Besitz von Amphetamin und seinen Derivaten sowie Kokain.

Anzumerken ist, dass es sich bei Rauschgiftdelikten um so genannte Kontrolldelikte handelt. Kurz gesagt: je mehr polizeiliche Kontrollen stattfinden, desto höher sind die Fall- und Tatverdächtigenzahlen.

Junge Menschen sind aber auch als Opfer von Straftaten betroffen. Die Summe dieser Opfererfahrungen junger Menschen steigt seit 2017 und erreichte ihren Höchststand mit 27.195 im Jahr 2019. Nach einem Rückgang im Jahr 2020 auf 23.976 sank die Gesamtzahl auch im Jahr 2021 auf 23.231 (-3,11 Prozent). Mit Abstand am häufigsten werden junge Menschen als Opfer von Rohheitsdelikten im Datenbestand der PKS polizeilich erfasst.

Für die nächsten Jahre rechnet die Zentraltstelle Jugend im LKA Niedersachsen mit steigenden Fall- und Tatverdächtigenzahlen in Abhängigkeit von möglichen Maßnahmen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie.


Trotz eingeschränkter Kontaktmöglichkeiten hat die niedersächsische Polizei 2021 Präventionsmaßnahmen und –inhalte für junge Mensche angeboten. Dazu arbeiten die Polizeidienststellen eng mit den Schulen, der Jugendhilfe, Präventionsinitiativen und Beratungsstellen vor Ort zusammen. Aktuelle Informationen zu Struktur und Entwicklung der polizeilichen Prävention für junge Menschen in Niedersachsen sowie neu realisierte Präventionsprojekte des Jahres 2021 werden im Jahresbericht dargestellt.

Tiefergehende Informationen und weitere Themen sind dem vollständigen Jahresbericht 2021 „Junge Menschen - Delinquenz, Gefährdung, Prävention“ zu entnehmen. Link: https://www.lka.polizei-nds.de/startseite/praevention/kinder_und_jugend/jahresberichte-112158.html

Hintergrund:

Jahresbericht 2021 „Junge Menschen - Delinquenz, Gefährdung, Prävention“ wird im Auftrag des niedersächsischen Ministeriums für Inneres und Sport durch die Zentralstelle Jugendsachen im LKA Niedersachsen erstellt. Der Bericht beruht überwiegend auf Daten der polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) des Landes Niedersachsen. Im Einzelfall wird auf Daten der Eingangsstatistik und andere öffentliche Quellen zurückgegriffen. Darüber hinaus fließen Berichte der niedersächsischen Polizeiinspektionen in den Jahresbericht ein.

Die Unterteilung der Altersgruppen entspricht den Altersgrenzen des deutschen Strafrechts:

· Kind ist, wer noch nicht 14 Jahre alt ist.

· Jugendlicher ist, wer 14 aber noch nicht 18 Jahre alt ist.

· Heranwachsender ist, wer 18 aber noch nicht 21 Jahre alt ist.

Erwachsener ist, wer 21 Jahre alt oder älter ist.


Rückfragen bitte an:


Landeskriminalamt Niedersachsen
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Philipp Hasse
Telefon: 0511 / 26262-10331
E-Mail: pressestelle@lka.polizei.niedersachsen.de


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