Falsche Polizeibeamte

„Ja, Oberkommissar Neumann mein Name (…) es handelt sich um einen Notfall“


Im weiteren Gesprächsverlauf wird über einen angeblichen nächtlichen Einbruch in der Nachbarschaft des Angerufenen potentiellen Opfers informiert. Der Angerufene wird beiläufig gefragt, ob er etwas mitbekommen habe. Es wird weiter berichtet, man habe einige Täter festnehmen können, jedoch sei einer „entwischt“. Man habe bei der Durchsuchung eine Tasche nebst Zettel mit der Anschrift und den Daten des Angerufenen. Diese werden vorgelesen und es wird nach der Richtigkeit gefragt. Auf dem Zettel habe man eine Notiz hinter seinem Namen gefunden „hohe Wertgegenstände“.
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Diese Gesprächsdarstellung entstammt einer Telefonüberwachung und ist beispielhaft für die massenhaften Anrufe der falschen Polizeibeamten. Die anrufenden Personen sprechen meist fließend Deutsch, oftmals angepasst an den jeweiligen Dialekt. So schaffen sie eine Vertrauensbasis und greifen beiläufig die für sie wichtigen Informationen nach Bankschließfächern, Bargeldmengen oder hochwertigen Wertgegenständen.

Hier werden die Weichen gelegt, ob es sich für die Täter „lohnt“, weiter dran zu bleiben oder ob sie schnellstmöglich das Gespräch beenden – um ein weiteres lukrativeres Telefonat zu führen.

Wechselnde Legenden

Die zuvor dargestellte Legende der „Diebesbande“ ist wohl die klassische und bekannteste Form der „falschen Polizeibeamten“. Durch die enorme mediale Fokussierung der verschiedenen Präventionsstellen und Bürgerinformationsstellen auf diese Masche sahen sich die Täter gezwungen, ihre Vorgehensweise zu ändern und andere Legenden aufzubauen. Die Phantasie der Täter kennt keine Grenze, sie passen ihre Geschichten oft an aktuelle Geschehnisse oder gesellschaftliche Veränderungen an. Sie nehmen teilweise sogar Bezug auf vergangene Fälle, in denen die Angerufenen tatsächlich um ihr Geld oder Vermögen gebracht wurden. Sie stellen in Aussicht, dass die damals verlorenen Gelder oder Schmuckstücke wiedererlangt werden könnten, wenn Bereitschaft zur Ermittlungsunterstützung bestünde.

Die Täter reagieren in einigen Fällen auf die steigende Bekanntschaft ihrer Masche. Sie bieten den Anrufern an, sich bei „der Polizeidienststelle“ zu informieren. Dazu fordern die Täter den Anrufer auf, nach einem Signalton die 110 zu wählen. Ein weiterer Täter übernimmt dieses Gespräch und wird natürlich alle vorher getroffenen Aussagen bestätigen.

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In dieser Legende informiert der falsche Polizist über einen angeblichen verursachten, Unfall eines nahen Verwandten, Bekannten oder ähnliches. Entweder seien enorme Schadenssummen verursacht worden oder der Verursache habe jemanden beim Unfall sogar getötet. Nicht selten werden scheinbar weinende Kinder eingespielt, die durch den Unfall ein Elternteil verloren hätten. Nun werden zur Schadensregulierung hohe Bargeldsummen gefordert, um den Unfallverursacher vor einer drohenden und sofortigen Haftstrafe zu bewahren.

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Der Angerufene wird hier vermeintlich von einem deutschen Verbindungsbeamten oder sogar einem Polizisten im Ausland angerufen. Es wird berichtet, dass die Familie der Tochter oder des Sohnes mitsamt den Kindern im Urlaub oder am Flughafen festgenommen worden sei. Um sie von einer mehrjährigen Haftstrafe zu bewahren, sei nun eine hohe Geldsumme zu überweisen oder an einen Abholer zu übergeben. Hier wird oft zeitlicher Druck aufgebaut indem ein Zeitlimit gesetzt wird.

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Die Täter bauen sehr schnell eine Legende auf, mit der sie dem Anrufer signalisieren, dass sie auf seine/ihre Hilfe angewiesen sind. Meist wird auch hier zeitlicher Druck gemacht und den Angerufenen wird mitgeteilt, sie können nun endlich dazu beitragen, dass sie mit ihrer Unterstützung viele Menschen vor großem Schaden bewahren könnten. Sie müssten nur sämtliche Bargeldbestände und Bankkonten und Schließfächer leeren und an „die Polizei“ übergeben. Hiermit wolle man die Täter ködern und festnehmen können. Das Geld würden die Angerufenen sofort nach dem Einsatz wiedererhalten.

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Werden sie aufmerksam und hellhörig, wenn sich am Telefon jemand als Polizist ausgibt und sie nach Geldbeträgen oder Wertgegenständen fragt. Wenn sie sich unsicher sind, lassen sie sich den Namen und die Dienststelle des anrufenden Beamten geben und legen sie zwingend den Hörer auf oder beenden sie von sich aus das Gespräch. Wählen sie dann selbst entweder den Notruf oder ihre örtliche Polizeidienststelle an und teilen sie den Sachverhalt mit. Auch können Sie sich Ihrem Bankberater anvertrauen. Meist ist eine Beurteilung der Bankangestellten, die mittlerweile oft in diesen Bereichen auch durch das LKA Niedersachsen geschult und eingewiesen sind, richtig und kann sie im schlimmsten Fall vor enormen Geldverlusten bewahren.


Weitere Tipps, wie sie sich in diesen oder ähnlichen Fällen verhalten können und worauf sie achten sollten, finden Sie hier.

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