Forschungsprojekt „X-Sonar - Extremistische Bestrebungen in Social Media Netzwerken: Identifikation, Analyse und Management von Radikalisierungsprozessen“

Forschungsprojekt „X-Sonar - Analyse extremistischer Bestrebungen in sozialen Netzwerken“

Das durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Verbundprojekt „Extremistische Bestrebungen in Social Media Netzwerken: Identifikation, Analyse und Management von Radikalisierungsprozessen“ (X-SONAR) strebte an, einen evidenzbasierten und nutzenorientierten Beitrag zum interdisziplinären Verständnis, zur Früherkennung und Prävention sowie zum Management extremistischer Interaktions- und Eskalationsdynamiken in sozialen Online-Netzwerken („Social Media“ / Soziale Medien) zu leisten.

Im Zuge politisch motivierter Kriminalität und terroristischer Handlungen haben in den letzten Jahren öffentlich zugängliche Internetforen und Instant Messaging Dienste (z.B. WhatsApp, Twitter), hoch frequentierte soziale Onlinenetzwerke (z.B. Facebook) sowie auch populäre Internet-Medien-Dienste (z.B. YouTube) zunehmend an Bedeutung gewonnen. Vor dem Hintergrund von im Fokus stehenden Radikalisierungsprozesse dienen diese „Social Media“-Plattformen als Instrument und Kontext zur einfachen Verbreitung von extremistischen Botschaften, zur schnellen Mobilisierung und Rekrutierung potentieller Anhänger sowie auch zum medialen Aufruf, der Organisation und Ausführung strafrechtlich relevanter Handlungen.

Im Vordergrund des Erkenntnisinteresses von X-SONAR standen dementsprechend:

  • die Produktion, Tradierung und Rezeption politisch, sozial und religiös gefärbter Inhalte extremistischer Gruppierungen sowie Aufrufe zu politisch motivierten strafbaren Handlungen in Online-Netzwerken, Blogs und Foren (Top-Down-Radikalisierung),
  • durch gesellschaftliche Signalereignisse initiierte Prozesse der Gruppenbildung, Polarisierungen und Eskalation in virtuellen Räumen, die im Zusammenhang mit strafrechtlich relevanten Gewalthandlungen stehen (Bottom-Up-Radikalisierung),
  • die Aneignung menschenfeindlich extremistischer Inhalte durch Internetnutzerinnen und -nutzer im Rahmen ihres Informations-, Beziehungs- und Identitätsmanagements sowie im Vorfeld staatsschutzrelevanter Strafhandlungen (individuelle Online-Radikalisierung) sowie
  • die Wahrnehmung und Reaktion der Online-Öffentlichkeit auf extremistische Inhalte, Propaganda und Rekrutierungsversuche (Eskalations- und Regulationsmechanismen).

Ziel von X-SONAR war es, die Entwicklung und Dynamik von Radikalisierungsprozessen in Online-Netzwerken, Blogs und Internetforen zu untersuchen und theoriegeleitet zu beleuchten. Dabei wurden unter anderem menschenfeindliche und extremistische Diskurse sowie mediale Aufrufe zu strafrechtlich relevanten Handlungen analysiert, um Radikalisierungsmuster zu identifizieren und Indikatoren zur Früherkennung radikaler Tendenzen herauszuarbeiten. Der Fokus des Projekts lag somit auf der Frage, ob und wie sich Personen unter Nutzung Sozialer Medien („Social Media“) radikalisieren bzw. radikalisiert haben und welche Aspekte bei einer solchen Online-Radikalisierung besonders bedeutsam sind. Die Kenntnis solcher Aspekte ist polizeilich hochrelevant, da sie die Gefährdungsbewertung unterstützt. Hieraus leitet sich auch die Beteiligung des LKA Niedersachsen im Forschungsverbund ab.

Neben dem Landeskriminalamt Niedersachsen waren weitere Verbundpartner von X-SONAR das Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) der Universität Bielefeld (Projektkoordination des Forschungsverbunds X-SONAR), die Deutsche Hochschule der Polizei (DHPol), das Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie (SIT), das saarländische Landesinstitut für Präventives Handeln (LPH) sowie das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH (DFKI). Als assoziierte Partner waren darüber hinaus das Landeskriminalamt Schleswig-Holstein, die Fachhochschule der Polizei des Landes Brandenburg, die Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention, die Behörde für Schule und Berufsbildung – Beratungsstelle Gewaltprävention - Hamburg, das Institut für Rechts- und Kriminalsoziologie (IRKS) (Wien), jugendschutz.net, die Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Dienstanbieter e.V. (FSM) sowie die Universität Hamburg (Prof. Sighard Neckel) im Forschungsverbund eingebunden.

Der Fokus des Teilvorhabens des Landeskriminalamtes Niedersachsen lag innerhalb des Gesamtverbundes zunächst auf den Radikalisierungs- und Eskalationsmechanismen im Bereich Rechtsextremismus, während das Bielefelder Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) den Bereich Islamismus/Jihadismus fokussierte. Die Erkenntnisse aus den beiden Teilvorhaben wurden kontinuierlich ausgetauscht und zusammengeführt, um so ein synergetisches und durch die Empirie gestütztes Modell für die verschiedenen Stufen innerhalb des Radikalisierungsprozesses im Internet zu entwickeln, welches für beide Phänomenbereiche Gültigkeit besitzt.

Das Projekt ist seit Februar 2020 abgeschlossen. Der Abschlussbericht zum Teilvorhaben des LKA Niedersachsen kann hier heruntergeladen werden.

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